ORTHOPÄDISCHE UNIVERSITÄTSKLINIK

Rotatorenmanschettenruptur

Ursachen

Unter dem Begriff "Rotatorenmanschette" werden 4 Muskeln und die dazugehörenden Sehnen zusammengefasst, die vom Schulterblatt unter dem knöchernen Schulterdach hindurch bis zum Oberarmkopf ziehen. Diese 4 Muskeln bzw. Sehnen bilden eine funktionelle Einheit und haben für die Beweglichkeit und die Stabilität der Schulter (des Armes) eine herausragende Bedeutung. Durch die verschiedenen Muskel- bzw. Sehnenanteile werden komplexe Bewegungen, wie sie im Alltag und im Sport benötigt werden, ermöglicht. Insbesondere der Verlauf der Sehnen unter dem knöchernen Schulterdach stellt eine Engpassstelle dar, die potentiell Probleme bereiten kann. 

Abbildung18Verschleißbedingte Veränderungen der Sehnen der Schulter ("Rotatorenmanschette") sind in der Bevölkerung sehr häufig anzutreffen. Dafür sind viele Faktoren verantwortlich. Neben einer normalen, altersbedingten Veränderung der Sehnenstruktur (u. a. Verlust der Elastizität und mechanischen Belastbarkeit) können auch mechanische Einengungen durch Knochensporne unter dem Schulterdach (siehe Impingement - Syndrom) zu Entzündungen, Einrissen und kompletten Rissen ("Ruptur") der Sehnen führen.

Wesentlich seltener sind rein unfallbedingte Risse der Rotatorenmanschette die nur bei einer großen Krafteinwirkung im Rahmen des Unfallgeschehens anzutreffen sind. In vielen Fällen entstehen solche "Rotatorenmanschettenrupturen" auf der Basis einer bereits degenerativ vorgeschädigten Sehne, die dann im Rahmen einer "plötzlichen Krafteinwirkung" wie z. B. Unfällen oder Stürzen reißt.

Gerade die auf verschleißbedingten Veränderungen der Sehnen basierenden Einrisse entstehen über einen langen Zeitraum und werden von den Betroffenen oftmals aufgrund fehlender Symptome am Anfang nicht bemerkt. Hier treten Schmerzen, eine eingeschränkte Belastbarkeit und Beweglichkeit aufgrund eines fortschreitenden Schadens erst später auf, die dann die Lebensqualität deutlich einschränken.

Abbildung19

rechts neben Text: Darstellung der Rotatorenmanschette
links:  Darstellung einer Rotatorenmanschettenruptur (Riß der Sehne des M. supraspinatus)

 

Diagnostik

Die Diagnostik von Rotatorenmanschettenrupturen basiert auf denselben Prinzipien, wie sie in dem Abschnitt zum Impingement - Syndrom (siehe dort) aufgeführt sind. Zunächst wird vom Arzt die genaue Krankheitsgeschichte erfragt und eine klinische Untersuchung mit verschiedenen Tests durchgeführt. 

Grundlage der bildgebenden Diagnostik ist auch hier eine Röntgenuntersuchung. Besteht der Verdacht auf eine Rotatorenmanschettenruptur kann in einem weiteren Schritt eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) durchgeführt werden, die eine Orientierung über das Ausmaß der Sehnenschadens liefern kann. Das wichtigste und genaueste bildgebende Verfahren in der Diagnostik von Rotatorenmanschettenrupturen ist jedoch die MRT-Untersuchung (Kernspintomographie), bei neben der exakten Beurteilung über Größe der Ruptur auch eine Aussage über die Frage einer Rekonstruierbarkeit der Sehne getroffen werden kann.

Abbildung20

Abbildung21

links: Befund einer Rotatorenmanschettenruptur (Riß der Sehne des M. supraspinatus)
rechts: intraoperativer Befund einer Rotatorenmanschettenruptur (Riß der Sehne des M. supraspinatus) im Rahmen einer Arthroskopie

 

Behandlung

Für die Therapie von Rotatorenmanschettenrupturen stehen sowohl nichtoperative, konservative Maßnahmen als auch verschiedene operative Behandlungskonzepte zu Verfügung. Die Entscheidung, welches Therapieverfahren im konkreten Einzelfall das best Ergebnis erwarten lässt, ist von sehr vielen Faktoren abhängig und immer individuell zu treffen. 

So spielt neben der subjektiven Schmerzsymptomatik und dem Funktionsverlust insbesondere auch der Anspruch des Patienten eine entscheidende Rolle. Natürlich ist das jeweilige Ausmaß und Alter des Sehnenschadens bei der Wahl des Therapieverfahrens zu beachten. Durch konservative Therapiemaßnahmen wie z. B. einer Krankengymnastik in Kombination mit Injektionen, der Gabe entzündungshemmender Medikamente oder den verschiedenen Verfahren der Elektro- und Ultraschallbehandlung kann eine Linderung der Beschwerden erreicht werden. Bei Therapieversagen sollte jedoch frühzeitig die Entscheidung zur Operation getroffen werden, da ein wesentlicher Faktor für den Erfolg einer Sehnennaht bei Rotatorenmanschettenrupturen das Alter der Verletzung ist. Im Rahmen einer Gelenkspiegelung ("Arthroskopie") der Schulter wird das Ausmaß des jeweiligen Sehnenschaden genau analysiert und über die Art der Sehnenrekonstruktion entschieden. Durch zunehmende Erfahrungen der Operateure, verbesserten Instrumenten und Operationsverfahren können heute auch große Defekte der Rotatorenmanschetten durch arthroskopische Techniken gut und sicher genäht werden. Dadurch sind in vielen Fällen große Hautschnitte nicht mehr notwendig sind, was sich positiv auf die unmittelbare Phase nach der Operation auswirkt. Begleitend wird meist gleichzeitig der enge Raum unter dem Schulterdach erweitert und der entzündete Schleimbeutel entfernt.

Abbildung22

Abbildung23

links: Schematische Darstellung einer arthroskopischen Rotatorenmanschettennaht mittels Fadenanker (z. B. "Speedbridge", Fa. Arthrex)
rechts: intraoperatives Bild einer arthroskopischen Rotatorenmanschettenaht

 

Nachbehandlung

Unabhängig von der Technik der Rotatorenmanschettenrekonstruktion ist die Nachbehandlung relativ aufwendig und zeitintensiv. So tragen die Patienten in den ersten Wochen ein Armkissen, dass ein sicheres Einheilen der Sehne an den Oberarmkopf unterstützen soll. Zusätzlich wird der Arm anhand eines ständig aktualisierten Nachbehandlungsprogramms unter physiotherapeutischer Anleitung mobilisiert. Dies geschieht schon unter stationären Bedingungen unmittelbar nach der Operation und wird nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ambulant fortgesetzt.
Die gesamte Rehabilitationsphase erstreckt sich über 3 bis 6 Monate. Ein Abschnitt dieser Nachbehandlung kann auch als ambulante oder stationäre Anschlussheilbehandlung ("AHB") durchgeführt werden, wobei hier die jeweilige Krankenkasse des Patienten über die Bewilligung und Kostenübernahme entscheidet.

Letzte Änderung: 23.02.2021 - Ansprechpartner:

Sie können eine Nachricht versenden an: Webmaster
Sicherheitsabfrage:
Captcha
 
Lösung: